11. März 2011: Ein Seebeben vor der Küste Japans und ein riesiger Tsunami verursachen einen Super-GAU im Atomkraftwerk von Fukushima. In Block 1 bis 3 kommt es zu Kernschmelzen: Große Mengen an radioaktivem Material werden freigesetzt und kontaminieren Luft, Boden und Wasser. Das Leben einer deutsch-japanischen Familie steht nun auf den Kopf: Sie wohnt damals nicht weit weg von Fukushima. Mit zwei kleinen Kinder reisen sie sofort nach Bayern aus. Auch in Deutschland sorgt die Katastrophe für einen Wendepunkt. Angela Merkel verkündet den Atomausstieg - zur Verwunderung vieler Unionspolitiker wie Günther Beckstein. Bei der Grünen-Politikerin Claudia Roth, die er anlässlich des 10. Jahrestags trifft, sorgt der Ausstieg dagegen für Begeisterung. Und auch in Gundremmingen ist die Bevölkerung gespalten. Jahrelang profitierte die schwäbische Gemeinde finanziell von dem Atomkraftwerk, dessen letzter Block bald vom Netz geht. Diese Steuereinnahmen brechen nun weg. Was erstmal bleibt ist ein Zwischenlager mit radioaktivem Atommüll, das keiner will. "Die Story" von Kontrovers begibt sich 10 Jahre nach Fukushima auf Spurensuche. Im Sommer 2011 gab es in Deutschland noch 17 Atomkraftwerke, heute sind es noch sechs. Ende 2022 wird es keines mehr geben. Jahrzehntelang hatten Konservative und Grüne vor Fukushima um die Atomkraft gerungen. Neben der politischen Kehrtwende brachte die Atomkatastrophe für viele Menschen auch einen persönlichen Wendepunkt. In der Kontrovers-Story erzählen sie, was sich für sie verändert hat. Zum Zeitpunkt der Katastrophe in Fukushima lebt Familie Sturcz-Wakayma in Japan. Erika Wakayma und ihr Mann Johann Sturcz wohnen mit Baby und Kleinkind hundert Kilometer von der Unglücksstelle entfernt. Von dem, was damals in Fukushima passiert, bekommen sie zunächst nichts mit. Denn der Strom ist ausgefallen, es gibt mehrere Nachbeben. Erst als sie zwei Tage später wieder Strom haben, erfahren sie von Verwandten am Telefon von der Atomkatastrophe. Die Familie zieht zurück nach Deutschland. Seit April 2011 leben sie in Amberg. Eine Rückkehr nach Japan können sie sich Erika Wakayma und Johann Sturcz momentan nicht vorstellen. Im Jahr 2000 beschloss die rot-grüne Bundesregierung unter Bundeskanzler Schröder zunächst den Atomausstieg. Doch unter Angela Merkel wurde alles rückgängig gemacht: 2010 kommt der Ausstieg vom rot-grünen Atomausstieg. Doch nur wenige Monate später stellt die Atomkatastrophe von Fukushima alles auf den Kopf. Nun wurde doch der endgültige Atomausstieg besiegelt. Trotzdem bleibt er politisch auch heute immer noch umstritten. Einer der Kritikpunkte: Deutschland exportiert zwar aktuell mehr Strom als es importiert. Allerdings wird bei Windstille und in der Nacht Strom vor allem aus Frankreich eingeführt. Aus dem Land, wo Atomenergie eine große Rolle spielt. Roman Glaser und Alfred Herrmann arbeiteten beide im Atomkraftwerk Gundremmingen. Sie können nicht nachvollziehen, weshalb nach der Atomkatastrophe in Fukushima der Atomausstieg für Deutschland beschlossen wurde. Denn ihrer Meinung nach sind die deutschen Atomkraftwerke sicher. Rund tausend Menschen arbeiteten im Atomkraftwerk Gundremmingen. 2017 wurde der erste Reaktor abgeschaltet, Ende 2021 geht der zweite vom Netz. Viele der 1.300 Einwohner können sich Gundremmingen ohne Atomkraftwerk kaum vorstellen. Der Betrieb des Atomkraftwerks hat dem einstigen Bauerndorf sprudelnde Steuereinnahmen beschert. Die Gemeinde wuchs rasant an. Jetzt bleibt erst einmal nur ein Zwischenlager auf dem Gelände des Atomkraftwerks. Castoren mit radioaktivem Müll werden hier mindestens bis 2040 gelagert, womöglich auch länger, wenn es bis dahin noch kein Endlager gibt. Alfred Herrmann, ehem. Mitarbeiter Atomkraftwerk Gundremmingen: "Wir mussten dem Zwischenlager ja zustimmen, weil nur ein Weiterbetrieb möglich war mit dem Zwischenlager. Wir haben aber damals schon betont, dass das nicht das Endlager sein darf. Man muss immer am Ball bleiben und sagen, die Endlagersuche muss dringend fortgeführt werden." Das Atomunglück von Fukushima war nicht nur für Menschen in Japan einschneidend, sondern hat auch hierzulande viel verändert. Auch wenn die Mehrheit der Deutschen froh ist über den Atomausstieg, müssen sich manche Menschen und Gemeinden komplett umorientieren. "Die Story" - unser wöchentliches Doku- und Reportageformat aus der Kontrovers-Redaktion des Bayerischen Rundfunks. Jeden Mittwoch um 16 Uhr auf diesem Kanal. Autorinnen: Astrid Halder, Maria-Mercedes Hering Hier geht's zu unserer BR24-Website: http://www.BR24.de BR24-Facebook: http://www.facebook.com/BR24 BR24-Twitter: http://twitter.com/BR24 BR24-Instagram: http://www.instagram.com/BR24 Kontrovers im Internet: http://www.br.de/kontrovers Weitere Beiträge von Kontrovers finden Sie auch in der BR Mediathek: https://www.br.de/mediathek/sendung/kontrovers-av:584f4c543b467900117c100b #fukushima #kontrovers #story

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